Milwaukee – Balkan und zurück
Man stelle sich vor, Raymond Chandler, Dashiell Hammett und Ross Thomas hätten sich zusammengesetzt und einen Roman, zumindest den Teil eines Romans geschrieben. Da ist ein ehemaliger Schläger, nunmehr Privatdetektiv, namens Hicks McTaggart, der kurz vor Ende der Prohibition in den USA einen missglückten Bombenanschlag auf einen jungen Schmuggler aufklären soll, dann aber auf einen […]
Über die großartige Literatur des W. G. Sebald
Im Fischer Taschenbuch Band „Schwindel. Gefühle.“ sind vier wundervolle Prosastücke von W. G. Sebald versammelt. Der in Wertach im Allgäu 1944 geborene und seit 1970 in England lebende Schriftsteller, der 2001 bei einem Autounfall starb, ist für mich einer der großartigsten deutschen Literaten der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Sein Stil ist zuweilen barock, in […]
Der Blick in die Seele
Ich habe die Lektüre des vorletzten Romans von Andrea Camilleri beendet. Der Verlag hat sich gedacht, man müsste dem Roman einen bedeutungsvolleren Titel geben als „Die Catalanotti-Methode“. So heißt er im Original und mit dem Titel kann auch keine Italienerin und kein Italiener etwas anfangen. Nun heißt er in der guten deutschen Übersetzung von Rita […]
Roman einer Straße
Wieder einmal war das Vergnügen ganz auf meiner Seite. Wieder einmal hatte ich eines der Bücher aus dem Regal genommen, das schon sehr lange meiner Lektüre harrte, fast vierzig Jahre. Der Berliner Schriftsteller Dieter Hildebrandt, nein, nicht der Kabarettist, sondern der frühere Lektor bei Suhrkamp, der im hohen Alter jetzt im Spessart lebt, hat „Die […]
Nein, man kann nicht in die Höhe fallen
Joachim Meyerhoff hat es wieder getan und einen weiteren Band seiner Erzählungen über die ihm nahen Menschen und – vor allem – sich selbst vorgelegt. Der Titel „Man kann auch in die Höhe fallen“ ist absurd. Er gibt seine Quelle preis, Hölderlin, und zitiert den Satz, dass die Schwerkraft verhindert, dass dies geschieht, weil „die Schwerkraft […]
Wider die Geistesarmut
W. G. Sebald schildert in dem Band „Die Ausgewanderten“ das Schicksal von vier Menschen, die aus Deutschland ausgewandert sind. In den vier langen Erzählungen, wie er sein Werk im Untertitel nennt, beleuchtet er das Leben von Menschen jüdischen Glaubens, die in England oder den USA sich zurechtfinden mussten. Der Arzt, dem es in einer Beziehung zunächst […]
Diejenigen, die weggehen
Vor einiger Zeit fertigte ich ein Haiku über Pfefferminztee an und kam auf die Idee, die artifizielle Intelligenz den gleichen Auftrag zu erteilen. Ich gestehe, dass sich das „künstlich“ erstellte Haiku durchaus lesen lassen konnte. Nach der Lektüre des Romans „Venedig kann sehr kalt sein“ von Patricia Highsmith, stellte ich mir die Frage, wie wohl […]
Ortsumgehung IX
Mit dem Band „Die Heimat“ hat Andreas Maier zurückgefunden auf die Erzählspur der ersten Teile seiner Unternehmung „Ortsumgehung“. Der Mann ist über Bad Nauheim so gut wie nie hinausgekommen. Jetzt steht er dazu und er lässt die verschiedenen erlebten/durchlebten Jahrzehnte Revue passieren. Er erinnert sich an das erste Dönerlokal in seiner Heimatstadt. Er erinnert sich daran, […]
Angestaubt
Man sollte, so hörte ich in seinem Leben unbedingt einen Kriminalroman von Dorothy L. Sayers gelesen haben, eine der „British Crime Ladies“. Wenn man nicht die englischen Ausgaben lesen wolle, sollte man unbedingt zur Übersetzung von Otto Bayer greifen. Nun also wohlan: „Ein Toter zu wenig“ beschäftigt sich mit der Frage, wer die Leiche in einer […]
Landgericht
Für den Roman „Landgericht“ erhielt Ursula Krechel 2012 den Deutschen Buchpreis. Ich war zu dieser Zeit beruflich sehr eingespannt und mir entging die Lektüre dieses Romans. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung teilte vor einigen Wochen mit, dass die Autorin in diesem Jahr für ihr Gesamtwerk mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet werden wird. Grund genug für […]